Als im Frühjahr 2020 die Welt mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stillstand, rezitierte die Schriftstellerin Marica Bodrožić auf ihrem Balkon zwei Monate täglich das Gedicht »Der Panther« von Rainer Maria Rilke.

Was können wir tun, wenn wir nichts mehr tun können? Während der durch den Lockdown verordneten Zwangspause lotete Marica Bodrožić die seelischen Landschaften eines radikalen Rückzugs aus. Auf den Spuren von Mystikern und Philosophen fand sie ihren ganz persönlichen Rückzugsort. Die feinfühlige und zugleich rigorose, poetische und politische Reflexion ist Anrufung und Gebet zugleich. Eine Feier der Langsamkeit und der Verwandlungen des Lebens und ein klares Statement dafür, dass jeder einzelne Mensch zählt und dass sein Wert nicht verhandelbar ist. Und eines ist sicher – für die meisten von uns wird sich, anders als bei dem Panther, der Käfig der Pandemie wieder öffnen. Ein ergreifender Essay, eindrucksvoll gelesen von Marit Beyer.